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Matthias Lexer
Mittelhochdeutsches Taschenwörterbuch in der Ausgabe letzter Hand
Nachdr. d. Ausg. v. 1885


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Den "Taschenlexer" wieder in seiner originalen Form zugänglich zu machen, rechtfertigt sich nicht nur aus historischem Interesse, sondern auch aus praktischen Gründen:
1. Kann man angesichts des handlichen Formats mit Recht von einem Taschen(wörter)buch sprechen, und 2. lassen sich viele Stichwörter dank ihrer streng alphabetischen Anordnung hier bedeutend leichter finden.

Konzept, Ausführung und Betreuung des "Ur-Lexer" sind von beeindruckender Geschlossenheit und Konsequenz.

Vorwort:
Mit der vorliegenden Ausgabe von Matthias Lexers Mittelhochdeutschem Taschenwörterbuch setzt der Hirzel Verlag die von ihm seit der 1. Auflage (1879) betreute Editionsgeschichte dieses Handbuchs an einer auf den ersten Blick überraschenden Stelle fort: neben und nach der weiterhin lieferbaren 37. Auflage wird hier Lexers "Ausgabe letzter Hand", die 3. Auflage von 1885, unverändert nachgedruckt. Den Entschluß zu dieser Neuauflage halten wir nicht nur wegen der Originalität dieser Ausgabe für berechtigt. Das bis zur 18. Edition unveränderte Lexersche Taschenwörterbuch hat ja in den Ausgaben danach tiefgreifende Veränderungen erfahren: in der 19. Auflage (1929) wurden nicht nur Format und Druckbild verändert und Lexers konsequent alphabetisches Anordnungsprinzip aufgegeben, sondern durch die Herausgeber E. Henschel und R. Kienast erstmals auch neue Stichwörter eingearbeitet, die nicht mehr (wie es der ursprünglichen Konzeption entsprach) durch Belege in Lexers Mittelhochdeutschem Handwörterbuch oder bei Benecke-Müller-Zarncke abgedeckt waren. Da das Einrücken weiterer neuer Lemmata in den folgenden Auflagen bald auf drucktechnische Grenzen stieß, entschloß sich U. Pretzel, der Bearbeiter der 29. Auflage von 1959, zu einem separaten alphabetisch geordneten Anhang mit "Nachträgen", die er für die 34. Auflage von 1974 noch einmal erweitert und neubearbeitet hat.
Auf diese Weise setzte das Taschenwörterbuch Jahresringe an- in Form von insgesamt vier alphabetischen Verzeichnissen, die im Zweifelsfall zu konsultieren sind: dem "Hauptteil" (der allerdings auch bereits Nachgetragenes enthält), den "Nachträgen", den "Berichtigungen" zum Hauptteil und schließlich "Berichtigungen" zu den Nachträgen. Die verstreuten Informationen zusammenzuführen, wäre zwar im Prinzip möglich, wegen der Heterogenität des Materials allerdings wenig befriedigend: im Aufbau und in der Ausführung der einzelnen Artikel, in der Beschreibungssprache der Interpretamente, in den Auswahlkriterien für die aufgenommenen Lemmata und deren Verifizierbarkeit in den Textquellen unterscheiden sich die auf M. Lexer und das 19. Jahrhundert zurückgehenden Teile grundsätzlich von den jüngeren Ergänzungen des 20. Letztlich aber hat ein "Taschenwörterbuch" nur dann seine wissenschaftliche Berechtigung, wenn es einerseits der schnellen Information dient, andererseits aber stets in Verbindung mit einem "großen Wörterbuch" bleibt und so zu den Texten selbst hinfuhrt bzw. hinführen kann. Solange es kein neues großes mittelhochdeutsches Wörterbuch gibt, so lange bleibt die germanistische Mediävistik, vor allem der akademische Unterricht auch auf den "Taschen-Lexer" angewiesen, der sich ja nicht zuletzt als erstes Informationsbuch in der Hand von Studenten bewährt hat - die stattliche Zahl von bislang 37 Auflagen ist ein eindrucksvolles Zeugnis dafür.
Den "Taschen-Lexer" mit vorliegender Ausgabe wieder in seiner originalen Form zugänglich zu machen, rechtfertigt sich nicht nur aus historischem Interesse und aus Pietät gegenüber dem Verfasser, dessen Todestag sich 1992 zum hundertsten Male jährt, sondern auch aus praktischen Gründen: einerseits kann man angesichts des handlichen Formats nun wieder mit Recht von einem Taschen(wörter)buch sprechen, andererseits (und wichtiger) lassen sich viele Stichwörter dank ihrer streng alphabetischen (linksversetzten) Anordnung hier bedeutend leichter finden als in den überarbeiteten Auflagen mit ihren nach Wortfamilien zusammengestellten (eingerückt bzw. fortlaufend gedruckten) Stichwörtern. Zwar behalten diese "Wortnester" - zusammen mit dem "Rückläufigen Wörterbuch der Mittelhochdeutschen Sprache" von W. Bachofer/W. v. Hahn/D. Möhn - ihren Nutzen für morphologische Fragestellungen; dem normalen Benutzer, der als Student womöglich noch am Beginn seines philologischen Studiums steht, dürfte die unkomplizierte alphabetische Auffindbarkeit der gesuchten semantischen Information von größerem Wert sein. Daß nämlich nicht nur der "normale" Benutzer Schwierigkeiten mit der Anordnung der Stichwörter in den jüngeren Auflagen hat, davon zeugen zahlreiche Lemmata, die sowohl im Hauptteil wie in den überarbeiteten Nachträgen vorkommen (z. B. banmîle mit dem beide Male gleichlautenden Interpretament "Bannmeile" oder die Fügung triute sîn, die im Hauptteil mit "von jemandem geliebt werden", im Nachtrag mit "jem. lieb und wert sein, beliebt bei" wiedergegeben wird). Der "Neuhochdeutsche Index zum mittelhochdeutschen Wortschatz" wird derartige Fälle in ihrer großen Zahl deutlich sichtbar machen. Zudem ist vieles in den Nachträgen nur der Versuch, mittelhochdeutsche Syntagmen in die Gegenwartssprache zu übertragen, dient aber nicht der Darstellung des Wortschatzes.
Lexers Klassifikation der starken Verben (wie etwa in Weinholds Grammatik) wird durch eine synoptische Tabelle der heute üblicheren Numerierung aufgeschlüsselt (S. XI).
Die vorliegende Neuausgabe der 3. Auflage des Lexerschen Wörterbuchs kommt also ohne die mittlerweile vielleicht zum vertrauten Bild gehörenden "Nachträge" U. Pretzels von 1959 (bzw. 1974 in überarbeiteter Form) aus, zu denen, wie angedeutet, ein besonders großer konzeptioneller Abstand besteht. Diese Nachträge enthalten zwar einige neue Stichwörter (bzw. Stichwortvarianten), können aber naturgemäß, dem Charakter eines Taschenwörterbuchs entsprechend, keine Quellennachweise oder Belegstellen liefern und entziehen sich so der unmittelbaren Überprüfung. Diesbezüglich unterscheiden sie sich also von den "Nachträgen zum Mhd. Wörterbuch", die K. Matzel in mehreren Lieferungen der Zeitschrift "Sprachwissenschaft" veröffentlicht hat und die auch in eine allfällige Neuausgabe des Taschenwörterbuchs sinnvollerweise zu integrieren sein werden. Andererseits enthalten die Nachträge auch Stichwörter (wie z. B. vârîs), die sowohl im "Handwörterbuch" wie in Lexers Taschenwörterbuch nachgewiesen sind, von den späteren Bearbeitern aus welchen Gründen auch immer herausgenommen und dann durch die Nachträge dem mittelhochdeutschen Wortschatz erneut einverleibt wurden. Wendungen wie sîner sünden verjehen begegnen in den Nachträgen zwei- und mehrfach, obwohl schon der Hauptteil s. v. verjehen auch das Interpretament "bekennen" (samt Angabe der genitivischen Rektion) aufführt.
Die Beschreibungssprache M. Lexers unterscheidet sich von der der Nachträge und trägt deutlich das Gepräge des 19. Jahrhunderts, das uns heute in manchem bereits etwas altvaterisch klingt. Dieser sprachhistorische Abstand wird auch im "Neuhochdeutschen Index zum mittelhochdeutschen Wortschatz" sichtbar, der ebenfalls im Hirzel Verlag auf der Grundlage des Taschen-Lexer (unter Mitberücksichtigung der "Nachträge") erscheint. Bei der Arbeit an diesem Index ist uns bewußt geworden, wie geschlossen und konsequent Konzept, Ausführung und Betreuung von Matthias Lexers Taschenwörterbuch bis zur Ausgabe letzter Hand sind. Dahinter steht nicht nur die lexikographische Praxis des großen "Handwörterbuchs" und des 7. Bandes (N - Q) zum "Deutschen Wörterbuch" (l 889), sondern auch ein theoretisches lexikographisches Bewußtsein, das - der damaligen Zeit entsprechend - ein historisches Bewußtsein war. Dies dokumentiert sehr deutlich die Festrede "Zur Geschichte der neuhochdeutschen Lexikographie", die Matthias Lexer als Rector magnificus zum 308. Stiftungsfest der Universität Würzburg im Jahre 1890 hielt. Diese Rede ist der Bibliotheksausgabe des originalen Taschen-Lexer, die neben dieser Studienausgabe erscheint, als Anhang beigegeben, weil in ihr die lexikographischen Prinzipien Lexers sehr schön zum Ausdruck kommen. - Damit die Studienausgabe zu einem für alle erschwinglichen Preis erscheinen kann, fehlt die Stiftungsfestrede hier.

Hirzel Verlag, 1999, 414 S.
15,20 Euro
Broschiert, Vorw. v. Erich Koller, Werner Wegstein u. Norbert R. Wolf, biographischer Abriß v. Horst Brunner
ISBN: 978-3-7776-0494-7



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